Kaltes Heim hat Zukunft
Heizen wird für Eigentümer zur zentralen Kostenfrage. Wer jetzt auf eine Wärmepumpe umsteigen will, hat ein großes Problem. Wer bei Gas oder Öl bleibt, auch.
Hohenloher Tagblatt
16 Feb 2022
Von Claudia Kling
Foto: Wird eine Wärmepumpe eingebaut, geht es nicht ohne Fußbodenheizung.
Der Satz, der viele Hauseigentümer vor unabsehbare Herausforderungen stellt, steht auf Seite 91 im Koalitionsvertrag. „Zum 1. Januar 2025 soll jede neu eingebaute Heizung auf der Basis von 65 Prozent erneuerbarer Energien betrieben werden“, heißt es da. Mit dieser Vorgabe will die Ampel-Koalition den Klimaschutz im Gebäudebereich vorantreiben, um den es nicht gut bestellt ist. Doch sie trifft damit eben auch Millionen von Menschen, deren Häusern schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Klar ist: es wird teuer, sehr teuer.
Dass es Handlungsbedarf gibt, hat bereits die Vorgängerregierung festgestellt: Im Jahr 2020 entstanden rund 16 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor, vor allem, weil es die Bewohner warm und kuschelig haben wollten. Der Wohlfühlfaktor Wärme beruht in deutschen Haushalten zum größten Teil noch auf dem Verbrennen von Gas und Öl. Auch deshalb konnten die Klimaschutzziele nicht eingehalten werden, die sich die Große Koalition vorgenommen hatte. Das will die Ampel-Koalition nun ändern und genau deshalb müssen sich viele Hauseigentümer von 2025 an nach einer völlig neuen Heizart umsehen – nimmt man den Koalitionsvertrag ernst.
„Nach heutigem technischen Stand käme zur Erreichung dieses Ziels realistisch nur eine Wärmepumpe infrage“, sagt die CDU-Politikerin Mechthild Heil, Mitglied im Bauausschuss des Bundestags und selbst Architektin. Und genau darin sieht sie und andere Bauexperten ein Problem. Denn Wärmepumpen vertragen sich nicht mit alten, schlecht gedämmten Gebäuden – und davon gibt es in Deutschland sehr viele. 63 Prozent der Wohngebäude wurde nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (Dena) vor 1979 gebaut. Wenn diese nicht saniert wurden, schaffen es Wärmepumpen, die selbst mit Strom betrieben werden, nicht effizient, für eine angenehme Raumtemperatur zu sorgen.
Geheizt wird in Deutschland vor allem mit fossilen Brennstoffen. In fast der Hälfte der 42,6 Millionen Wohnungen wird Erdgas genutzt, in 25 Prozent Öl. Auch Holz- und Pelletheizungen sind noch mit etwa 6 Prozent vertreten. Elektro-Wärmepumpen hingegen sind nur in 2,6 Prozent aller Wohnungen im Einsatz. Diese Zahlen hat der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) für das 2020 erhoben. Dabei ist es nicht so, dass die Deutschen die Klimaeffizienz ihrer Gebäude nicht im Blick hätten. Im Jahr 2021 kam die Elektro-Wärmepumpe in Neubauten nach ersten BDEW-Schätzungen zum zweiten Mal in Folge mit 43 Prozent auf Platz eins der Heizsysteme. Fernwärme hat in neuen Wohnungen bereits einen Anteil von 22 Prozent.
Doch das reicht nicht, um die Klimaschutz-Ziele der Ampelkoalition zu erfüllen. Denn statt der etwa 1,2 Millionen Wärmepumpen, die derzeit genutzt werden, müssten, so die Pläne des Wirtschaftsund Klimaministeriums, bis zum Jahr 2030 vier bis sechs Millionen neu installiert werden. Diese Ankündigung von Minister Robert Habeck (Grüne) dürfte dem Bundesverband Wärmepumpe die Freudentränen in die Augen treiben.
Bei den Eigentümern älterer Immobilien werden die Tränen hingegen dann fließen, wenn sie nach 2025 eine neue Heizung brauchen sollten. Denn das könnte teuer werden.
Das gesamte Haus müsse ab 2025 komplett umgebaut werden, um eine Wärmepumpe integrieren zu können, sagt die CDU-Politikerin Heil. Das bedeute für die Eigentümer: enorme Kosten und eine lange Unbewohnbarkeit ihres Hauses. „Wie das mit bezahlbaren Wohnkosten zusammengehen soll, wird die Koalition noch erläutern müssen“, fordert die Politikerin. Bauexperten halten es auch nicht für ausgeschlossen, dass eine ältere Immobilie unter den Klimaschutzbedingungen der Ampel-Koalition nicht mehr zu halten ist, weil die Sanierungskosten das Finanzbudget übersteigen könnten.
Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen rät dennoch, in die Energieeffizienz seines Eigenheimes zu investieren, weil sich dadurch der Wert erhöhe und gleichzeitig die Energiekosten reduzierten. Er empfiehlt allerdings auch, genau zu rechnen, ob und wann sich die Kosten einer energetischen Sanierung amortisieren. Sanierungsrechner im Internet helfen dabei weiter, diese Frage zu beantworten. Wer allerdings vor der Entscheidung steht, beispielsweise 150 000 Euro in seine sanierungsbedürftige 100-Quadratmeter-Wohnung zu investieren, sollte, so der Tipp von Verbraucherschützern, einen qualifizierten Energieberater zu Rate ziehen.
Die Entscheidung, vor der Eigentümer älterer Häuser stehen, heißt letztlich: Noch vor 2025 die alte Gasheizung durch eine neue ersetzen, um damit möglichst lange, wenn auch zu immer höheren Kosten heizen zu können, oder jetzt investieren, um möglichst bald CO2-neutrale Wärme zu haben. Welche Entscheidung die richtige ist, hängt von vielen Faktoren ab. Die Alternativen dazu sind allerdings rar. Eine Möglichkeit wäre es, auf Fernwärme umzustellen – und sich damit eine eigene Heizanlage zu sparen. Doch das funktioniert natürlich nur an Orten, an denen es ein Fernwärmenetz gibt. In den ländlichen Regionen ist das eher selten der Fall.
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dazu dieser Kommentar
https://www.focus.de/immobilien/bauen/no...d_54065217.html
16.02.2022 | 11:10 | Frank Lutz Weber
Klima schützen, Bürger ruinieren
Es ist ein Chaos und eine hochgradig dumme Energiepolitik gegen die eigene Bevölkerung. Ich habe seit 7 Jahren Wärmepumpenheizung und Solardach. Ich habe es jedoch noch nie so bereut wie in den letzten Monaten. Würde ich mein Haus nur mit Wärmepumpen heizen, wäre ich bankrott. Gott sei Dank habe ich noch die Kamninöfen. Mitheizen mit Holz rettet meine monatlichen Haushaltfinanzen. Jetzt kommen die Rot-Grünen und ihre Büttel und wollen mir vorsagen, was ich zu tun habe zu einem Preis, den ich nicht bezahlen kann. So geht das bestimmt nicht weiter....
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und ein weiterer Artikel dazu:
https://utopia.de/ratgeber/mit-waermepum...limafreundlich/