Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#1 von Socke , 18.01.2020 17:42

Manchmal kommt ein wenig Wahrheit dann doch durch:
https://www.preussische-allgemeine.de/na...-sehnsucht.html

Das Grundproblem in D. ist ja, dass wer eine realistische Beschreibung der Vorgänge vor und im WK I und WK II liefert, sich sogleich dem Angriff ausgesetzt sieht, er wolle Adolf und sein kriminelles Regime "reinwaschen".

 
Socke
Beiträge: 18.735
Registriert am: 08.06.2014


RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#2 von Sparrowhawk , 20.01.2020 16:29

Über den Ersten Weltkrieg lässt sich streiten; außer den damaligen Siegermächten anno 1919 - speziell Frankreich - und später mal Fritz Fischer mit seinem Werk "Griff nach der Weltmacht" wüsste ich derzeit keinen weiteren ernsthaften Vertreter einer deutschen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg.
Ich, nebenbei, unterstütze diese These auch nicht. Die Bündniskonstellation war damals haarig, KuK-Österreich sann auf Rache für Sarajewo und wollte sich dabei auf dem Balkan noch ein wenig breiter machen (so von wegen "Serbien muss sterbien"), und das rief Russland auf den Plan, welches sich nach der Bosnischen Annexionskrise 1908 nicht noch einmal düpieren lassen wollte. Naja, und mehr Einfluss auf dem Balkan wollte man auch, also war hier der "Clash of Kings" (bzw. of Emperors) kaum mehr vermeidbar.
Deutschland hatte das, was es heute auch hat, nämlich jämmerlich-unfähige Außenpolitiker. Die damaligen konnten mit Bismarcks Bündnissystems nichts anfangen und manövrierten Deutschland in eine schlechte Position. Am Ende blieb eigentlich nur der Dreibund, aber Italien ließ sich von Frankreich quasi besser bezahlen und wechselte die Fronten, so dass Deutschland nur noch Österreich-Ungarn als letzter Bündnispartner blieb. Tja, und den wollte man nicht auch noch verlieren. Es bleibt hier die Frage, ob es unbedingt nötig gewesen wäre, durch die Besetzung Belgiens und der Niederlande unbedingt England in den Krieg mit hineinzubefördern. Andererseits ist kaum etwas so doppelzüngig wie... nennen wir es mal "angelsächsische Neutralität."
Frankreich hätte sich auch gerne mal eindeutiger äußern können als nur "wir handeln unseren Interessen gemäß", nachdem der Krieg offiziell war. Für Deutschland war es immer zu befürchten, dass man plötzlich den Franzosen im Lande hatte, wenn man alles, was man hat, nach Osten schickt. Dass man dann lieber selbst für vollendete Tatsachen sorgte und somit von vornherein gar nicht alles nach Osten werfen konnte, war wahrscheinlich auch nicht klug.

Was den 2. Weltkrieg betrifft, ist die Lage eine ganz andere. Polen anzugreifen war gar nicht nötig, aber die Nazis konnten ja gar nicht schnell genug damit anfangen. Was man bei den Westmächten kritisieren muss, ist, dass sie zu lange Appeasement betrieben haben; wahrscheinlich hat das die deutsche pro-Kriegsfraktion glauben lassen, dass England und Frankreich noch gar nicht kriegsbereit wären und daher nichts entgegensetzen könnten.

Nebenbei bemerkt: heute passiert das gleiche Spielchen, nur die Rollen sind anders. Man hat den Nazi-Staat Iran, und alles, was man aus Berlin oder Brüssel hört, ist Appeasement. Die Mullahs könnten heute ihre Truppen auf den Irak und danach auf die Arabische Halbinsel loslassen, und Steinmeier und Maas würden noch applaudieren.. nach dem Motto "Oh guckt mal, wie niedlich die Perser marschieren.... mal sehen, ob sie auch bis nach Jordanien kommen."


Dr. rer. Archivalia des Clubs und des Notquartiers
Archäologe ehrenhalber des Clubs und des Notquartiers

 
Sparrowhawk
Beiträge: 3.041
Registriert am: 08.06.2014

zuletzt bearbeitet 27.01.2020 | Top

RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#3 von Socke , 20.01.2020 19:18

Zitat von Sparrowhawk im Beitrag #2
.. wüsste ich derzeit keinen weiteren ernsthaften Vertreter einer deutschen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg.

Ich erinnere mich da noch mit Grausen an all die 68er-Lehrerinnen an meinen Schulen, die steif und fest behauptet haben, Deutschland haben den WK I "angezettelt" und ähnlich lautende Aussagen.
Für mich als Schüler war das damals klar, das heißt nichts anderes als "D. hat den Krieg angefangen".
Viel später dann, als das Wikipedia noch neu und neutral war musste ich lesen, D. ist 3 Tage nach Kriegsbeginn in den WK I eingetreten, was mein Weltbild völlig durcheinanderwürfelte. Tja, hat einige Jahre gebraucht, vom Gutmenschentum wegzukommen. Gelingt heute meistens.

 
Socke
Beiträge: 18.735
Registriert am: 08.06.2014


RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#4 von Jimbo , 22.01.2020 08:37

Zitat
Was den 2. Weltkrieg betrifft, ist die Lage eine ganz andere. Polen anzugreifen war gar nicht nötig, aber die Nazis konnten ja gar nicht schnell genug damit anfangen.



Die Nazis waren überhebliche Vollidioten. von Diplomatie keine Ahnung, Rechtsrechte halt, meist passt das gut zusammen. Glaubten, nun die Macht zu haben und alles, wirklich alles aus ihrem Gebetbuch umsetzen zu können.

a) Die Judenvernichtung war eine der dümmsten Aktionen. Sich damit international als Paria zu präsentieren, war absolut inakzeptabel. Statt 6 Mio Verbündete zu haben, diese 6 Mio umzubringen und weitere Millionen zu vertreiben, selbst wenn Adolf & Co Antisemiten waren, das war sehr, sehr dumm. Es war schon damals abzusehen, dass diese Art von Umgang mit einer Minderheit international keine Zustimmung finden würde. Nicht einmal Mussolini hätte so etwas getan.

b) Schlauer wäre es gewesen, nach dem Hitler-Stalin-Pakt die Briten beizuziehen, denn dass die nicht stillsitzen würden während der Partner Polen angegriffen wird, das war ja klar. Der Trick wäre gewesen, nach Einmarsch der Sowjets Polen zusammen mit den Briten vor den bösen Bolschewisten zu "retten". Aber so weit konnten Hitler & Kameraden ja nicht denken. Damit wäre viel verhindert worden, denn plötzlich wären die Briten und die USA Verbündete gewesen und nicht Feinde.


Alles wird gut! Nichts wird besser!

 
Jimbo
Beiträge: 10.136
Registriert am: 09.06.2014


RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#5 von Socke , 22.01.2020 19:50

Na warten wir mal das kommende IV. Reich, das Grüne Reich ab, wie dusselig die sich verhalten werden mit ihrem Anspruch, alle Welt am deutschen grün-linken Wesen mit Zwangsumweltschutz, der über allem steht, auch über dem Menschenleben, "beglücken" zu wollen.

 
Socke
Beiträge: 18.735
Registriert am: 08.06.2014


RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#6 von Jimbo , 23.01.2020 08:57

Sie werden nicht alleine regieren können, eine Koalition wirkt immer dämpfend auf ideologie-getriebene Parteien.
Im übrigen sind Vorhersagen sehr schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen ...


Alles wird gut! Nichts wird besser!

 
Jimbo
Beiträge: 10.136
Registriert am: 09.06.2014


RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#7 von Sparrowhawk , 27.01.2020 20:59

Das klingt mir etwas zu optimistisch. Derzeit gibt es keinen Koalitionspartner, der in der Lage oder willens wäre, die Grünen zu bremsen...


Dr. rer. Archivalia des Clubs und des Notquartiers
Archäologe ehrenhalber des Clubs und des Notquartiers

 
Sparrowhawk
Beiträge: 3.041
Registriert am: 08.06.2014


RE: Die Legende von der deutschen Alleinschuld am WK I und WK II

#8 von Sparrowhawk , 27.01.2020 21:21

Naja, Stalin konnte in Ruhe in "seine" Hälfte Polens einmarschieren, wohlwissend, dass die Westmächte nicht gleichzeitig Krieg gegen beide Großmächte führen konnten. Ob er allerdings zuerst in Polen einmarschiert wäre, wenn Hitler stillgehalten hätte ? Gute Frage.
Dafür hätte die geographische Tatsache gesprochen, dass die Westmächte in Europa kein eigenes Aufmarschgebiet gehabt hätten, mit dem sie die UdSSR hätten direkt angreifen können.

Deutschland hätte sich einen Bruch des Nichtangriffspaktes territorial sehr teuer bezahlen lassen, aber abgesehen von der Frage, ob die Westmächte diesen Preis hätten bezahlen wollen - ich denke da an die Rückgabe aller in 1918/19 in Compiègne/Versailles abgetretenen Gebiete plus einen üppigen Bonus in Osteuropa - stellt sich mir die Frage, ob man aus damaliger deutscher Sicht wirklich die Erbfeind-Franzosen hätte im eigenen Land haben wollen. Oder ob man von den Westmächten her als Kompromiss einen englisch-französischen Angriff über Norwegen eingegangen wäre, während Deutschland die UdSSR in Mitteleuropa beschäftigt und die USA im Pazifikraum eingegriffen hätten.


Dr. rer. Archivalia des Clubs und des Notquartiers
Archäologe ehrenhalber des Clubs und des Notquartiers

 
Sparrowhawk
Beiträge: 3.041
Registriert am: 08.06.2014


   

Tiefpunkte der L-Medien und -Presse
Trump - impeachment

Xobor Einfach ein eigenes Xobor Forum erstellen
Datenschutz