Realitätsverweigerung; Linke "Covidioten"

#1 von Sparrowhawk , 13.08.2020 10:52

Was die Linke den "Covidioten" vorwirft, macht sie nicht selten selbst: bizarre "Wirklichkeiten" erfinden und störrisch verteidigen.

In der vergangenen Woche wurde viel diskutiert, ob man die widerspenstigen Corona-Demonstranten "Covidioten" nennen darf. Ich finde den Begriff eher lustig, aber das ist natürlich Geschmackssache. Keinesfalls jedoch sollte man ihn verwenden, wenn er auf einen selbst zurückfällt. Wie auf ziemlich viele bei SPD, Linkspartei oder Grünen - in Summe also jene Konstellation, welche die SPD-Vorsitzenden übers Wochenende als künftige Bundesregierung ins Auge gefasst haben.

Regenbogen- und Reichkriegsflaggen waren bei der Berliner Demo nahe beieinander zu sehen, dazu Pegida, Impfskeptiker, QAnonler, weißhaarige Stuttgart-21-Gegner oder Anhänger von "Reggae-gegen-Rechts" (was immer das ist). "Die­se Pro­tes­te sind ein Ven­til in Ge­stalt der Ab­leh­nung des ge­sam­ten Sys­tems", sagt der kluge Armin Nassehi dazu im SPIEGEL. Für diese Protestler ist Corona eine leichte Grippe und die Maske Freiheitsberaubung; der Staat führt demnach nur Böses im Schilde, indes die allermeisten Bürger nicht begreifen, wie massiv sie zum Narren gehalten werden oder was für Sauereien da sonst noch laufen. Der gemeinsame Nenner sind also Wahn und Wille, in der eigenen Wirklichkeit zu leben und sie gegen den gesunden Menschenverstand zu verteidigen.

(...)

zweitens ist der Wunsch, sich die eigene Realität mit den eigenen Regeln zu erschaffen, allemal das neue Brandzeichen unserer Zeit. Früher taten es LSD, ein Ashram oder die Yogi-Flyer. Heute geht man in Parteien, in die linke Großstadtszene, auf Marktplätze oder auf Telegram.

Da wären etwa die Rote Flora in Hamburg oder artverwandte Häuser im Autonomenkiez von Berlin. Bald hundert Prominente sowie diverse Politiker von Grünen und Linkspartei machen sich für das "anarcha-queer-feministische" Hausprojekt "Liebig 34" und die langzeit-besetzte Szenekneipe "Syndikat" stark, wie der "Tagesspiegel" berichtete. Ich unterstelle wohl zu Recht, dass ein "anarcha-queer-feministisches" Hausprojekt eine sehr eigene Welt ist, deren Regeln im konkreten Fall mit Eigentums- und Mietrecht, mit dem Gewaltmonopol des Staates und den gängigen Formen von nachbarschaftlichem Miteinander kollidieren. Und mir fällt auf: Das alles könnte man von vielen "Covidioten" ganz ähnlich sagen - außer, dass sie sich nicht in Häusern verbarrikadieren, die anderen gehören. Ein rechtsfreier Raum ist aber keinen Deut besser als ein vernunftfreier Raum.

(...)

Schließlich sind da die jüngst geäußerten Wünsche der "Fridays for Future"-Bewegung, den Kapitalismus aus Klimaschutzgründen weitestgehend abzuschaffen. Oder der nimmertote "demokratische Sozialismus" im SPD-Parteiprogramm. Oder die Ideen von Noch-Juso-Chef Kevin Kühnert, z.B. BMW zu kollektivieren sowie den Besitz von Wohnungen auf eine zu beschränken. Auch das alles ist eine Welt für sich.

Im Jahr 2003 schlug der damalige SPD-Generalsekretär übrigens vor, den Begriff "demokratischer Sozialismus" aus dem Grundsatzprogramm zu streichen. Für Olaf Scholz, Feind aller Träumer und Tänzer unter den Linken, war es nämlich nicht von dieser Welt, etwas anzustreben, das es gar nicht geben kann. Auch Gregor Gysi räumte später in einem Interview ein: "Ich kann Ihnen leider kein praktisches Beispiel eines demokratischen Sozialismus nennen, das weiß ich." Mithin existierte der demokratische Sozialismus bislang genauso häufig wie die Erde als Scheibe, und das könnte Gründe haben. Dennoch verlangt die Partei, erneuert durch einen Vorstandsbeschluss vom Februar 2020, u.a. von den Jusos, "für den demokratischen Sozialismus zu wirken". Wo aber liegt der Unterschied zwischen einem, der glaubt, man könne das Coronavirus mit ganz viel Liebe wegtanzen - und einem, der glaubt, im Kommunismus oder Sozialismus gehe es allen Menschen besser?

(...)

Wer als Linker also über "Covidioten" schimpft, sollte sich vorher mal an die eigene Nase fassen.

https://www.spiegel.de/politik/deutschla...bd-7933b6bcf56b

Ich bin eher erstaunt, dass so ein Artikel im linken Spiegel stehen darf... hat Augstein jr. vergessen zu zensieren ?


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RE: Realitätsverweigerung; Linke "Covidioten"

#2 von Coconutcandy , 13.08.2020 22:27

Auch der Begriff "Coronaleugner", der oft gegen die verwendet wird, die in dieser Sache anders als die Regierung denken, ist Krampf.

Ich glaube kaum, daß jemand leugnet, daß es den Corona-Virus gibt. Aber es gibt viele, die das ganze Getue um Corona für Hysterie halten. Ich hätte nie für möglich gehalten, was bei uns in den letzten Monaten passiert ist. Und ich kenne immer noch niemanden, der jemanden kennt, der an Corona erkrankt ist oder war. Wenn hier jemand ist (wir sind zugegebenermaßen nicht viele), der im echten Leben von so einem Kranken gehört hat, dann möge er es bitte hier aufschreiben.

Was die Leute gelitten haben, die ihre Enkelkinder lange Zeit nicht sehen durften, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken durften und sie nicht einmal auf Spielplätze lassen durften, und was die Alten gelitten haben, die man in ihren Seniorenheimen auf ihr Zimmer verbannt hat, ist kaum zu ermessen. In dem Seniorenheim, an das ich jetzt denke, durften die Bewohner nicht einmal mehr in den Speisesaal gehen, sondern die Mahlzeiten wurden und werden ihnen aufs Zimmer gebracht. Das kommt einer Isolationshaft gleich. Und Viele haben jetzt zu Recht Existenzangst oder einfach nur Angst vor einer schrecklichen unheimlichen Krankheit, wie man es ihnen vorgegaukelt hat.

Auch mein persönliches Leben hat sich fundamental geändert, weil ich bei Fortführung meines gewohnten Lebens oft die Zwangsmaske tragen müßte, was ich nicht will. Aber das ist wohl noch das Allergeringste an dem, was uns angetan wird.


 
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